China-Hafenstau

Frachtsituation spannt sich weiter an

Die globale Situation im Transportbereich und vor allem im Import Warenhandel sollte sich nach einem Blick in die Glaskugel zum Jahresende 2020 eigentlich im Bereich Chinese New Year 2021 wieder etwas entspannen. So sah jedenfalls die Prognose aus. Grund für diese Annahme waren zum einen die leichte Entspannung im Transportsektor nach den über einen sehr langen Zeitraum anhaltenden Auswirkungen durch COVID in asiatischen Raum. Zum anderen vermutete man, dass sich die Verknappung der Transportcontainer und die Auslastung der Schiffe wieder etwas normalisieren würde.

Dann fuhr sich der Frachter „Ever Given“ im Suezkanal fest, was die gesamte Verbesserung wieder etwas zurückwarf. Lieferungen verzögerten sich um Wochen, sei es dadurch, dass sich die Waren auf dem betroffenen Schiff befanden oder dadurch, dass Schiffe die Route um Südafrika fahren mussten, weil die reguläre Route durch den Suezkanal versperrt war.

Zu diesem Zeitpunkt bereit waren Transportkosten auf das Vielfache angestiegen.

Nun jedoch zeigt sich eine weitere Situation, die wahrscheinlich noch viel größere Auswirkungen nach sich ziehen wird als die Havarie der „Ever Given“: Der Hafen Yantian im chinesischen Guangdong ist einer der wichtigsten und größten Transporthäfen weltweit. Viele asiatische Produzenten nutzen diesen als Abfahrtshafen. Vor allem die Elektronikindustrie in diesem Bereich transportiert seine Waren abgehend Yantian. So verursachte die Nachricht, der Hafen müsse aufgrund exponentiell auftretender Corona Zahlen kurzzeitig geschlossen werden und Schiffe dürften nur nach vorherigen Reservierungen den Hafen anfahren auf alles andere als positive Reaktionen, sondern natürlich eher zu erneuten Staus im Containermarkt.

Freie Container zu finden ist momentan eine anstrengende und vor allem enorm kostenintensive Aufgabe. Es stauen sich so momentan die Abfahrten der Waren auf Wochen. Spediteure berichten von vollen Warenlagern im Hafen von Yantian in riesigen Mengen und täglich neu dazukommenden Buchungen in großen Mengen, weil sich an der insgesamt angespannten Buchungssituation durch die geschilderten Probleme nicht wirklich etwas geändert hat.

Dies führt momentan zu einem finanziell enorm großen Anstieg der Transportkosten, denn auch für die Reedereien selbst haben sich keine neuen Container aus der Luft gebildet. Die Produktion von zusätzlichen Containern läuft auch Hochtouren, braucht selbst nur ihre Zeit und verursacht aufgrund der enormen Nachfragen natürlich wahnsinnige Kosten.

Buchungen von Transportplätzen auf den Schiffen sind momentan ausschließlich mit besonderen Aufschlägen zu gewährleisten. Andernfalls verzögern sich die Abfahrten der Waren teilweise um Wochen, wenn nicht gar komplette Monate. Stornierungen von Buchungen sind teilweise nur eingeschränkt möglich und verursachen teilweise bei kurzfristigen Absagen die vollen Transportkosten, selbst wenn die Waren nicht verschifft werden. Änderungen an Buchungen verursachen momentan Gebühren in Höhen, für die man in 2018 oder 2019 komplette Container transportieren konnte.

In Zahlen ausgedrückt liegen aktuelle Transportkosten im Bereich von 600% – 700% des vorher üblichen Niveaus.

Und wenn die Waren auf dem Schiff sind und endlich transportiert werden können ist das Drama noch nicht vorbei. In den großen Häfen in Europa, die häufig als Zielpunkt der Transporte aus Yantian oder ähnlichen asiatischen Häfen fungieren stauen sich die Schiffe und die Waren in der Abfertigung. Auch hier ergeben sich teilweise Verzögerungen von mehreren Wochen bis die Ware gelöscht, verzollt und abtransportiert werden kann.

Dieses Problem im richtigen Licht siehst so aus, dass vor den großen Häfen der Welt momentan Schiffe in groß zweistelligen Anzahlen ankern und warten, bis im Hafen ein Platz vorhanden ist.

All dies führt dazu, dass importierte Waren aktuell teurer werden und länger dauern müssen. Derzeitig erreichen Transportkosten teilweise die gleichen Höhen wir die zu transportierenden Waren selbst. Natürlich ist dieser Anstieg nicht mehr ohne Auswirkungen zu verkraften.

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